Fotokunst Monika Jenjahn

Demenz

Kann man das? - das Thema Demenz mit Bildern erklären. Bilder von dementen Menschen abbilden. Nein! Es würde den Menschen nicht gerecht werden und ihre Menschenwürde verletzen.

Beruflich habe ich lange an dem Thema und einem Versuch einer Darstellung gearbeitet. Als ich Frau G. lange Zeit begleitete fand ich endlich einen Zugang zu Bildern, mit denen man die Situation an Demenz leidender Menschen ausdrücken konnte. Einen wichtigen Anteil hat daran Frau G. die mir gegenüber immer wieder versuchte in Beschreibungen ihrer Situation auszudrücken, was in ihr vorgeht. Diese Beschreibungen haben mir geholfen zu meinen Bildern zu kommen. Zum allgemeinen Verständnis habe ich im Folgenden zu meinen Bildern eine kleine Beschreibung der Situation und die beschreibenden Worte von Frau G. in Parenthese gesetzt.

Demenz, Traumfänger - Foto von Monika Jenjahn

Sie schaut sich einen ihrer alten Bildbände über Argentinien an. Ab und zu erkennt sie noch bekannte Orte, bekommt aber keinen Bezug mehr zustande:

"Ich möchte euch das gerne sagen, aber immer, wenn ich es sagen will, reißt es ab wie ein Faden."
Demenz, Sommerhausen, Form Tier - Foto von Monika Jenjahn

Immer häufiger ist Frau G. verzweifelt, weil sie das, was sie uns mitteilen möchte nicht mehr zusammen bringt:

"Der Stein in meinem wirren Kopf wir immer schwerer."
Demenz, Feentanz abstrakt - Foto von Monika Jenjahn

Immer wieder behauptet Frau. G, dass ihre Mutter sie besucht hat. Wir merken sehr schnell, dass es unangebracht ist, ihr zu erklären, dass ihre Mutter schon lange gestorben sei. Unter Weinen benennt sie ihr Gefühl:

"… aber meine Mutter ist nicht tot. Sie war hier, sie hat bei mir im Bett gelegen und mich ganz lange fest gehalten. Sie ist doch meine Mutter."

Ursula Alma G. wird am 12.Februar 1920 in den Beginn einer bewegten Welt hinein geboren. Vor ihr liegt ebenfalls ein bewegtes Leben. Getauft am 11. April, Schulbesuch von 1926-1935, Kindergärtnerinnenseminar 1937-1939, Leitung verschiedener Kindergärten. April 1944 Geburt ihrer Tochter Dagmar. 1945 Flucht 1950 arbeitet sie als Kinderpflegerin einer Familie. 1951 geht sie nach Argentinien. 1952 versucht für sich und mit ihrer Tochter Dagmar eine Existenz aufzubauen. Rückkehr im Herbst 1961. Ab Herbst 1962 wieder Anstellung als Kindergärtnerin in Hamburg 1980 tritt sie ihren wohlverdienten Ruhestand an. Verschiedene Wohnwechsel. Lange kann sie ihr nicht immer leichtes Leben selbständig gestalten, bis 2004 der Umzug ins Pflegeheim nach Oldenburg ihr freies Leben stark beschneidet. Sie kann in den ersten Jahren ihres Aufenthaltes noch die freundliche Umgebung des Heimes und die Zuwendung des Pflegepersonals genießen und benennt das auch immer wieder, bis dann immer mehr ihr Gedächtnis nachlässt. Diese beginnende Demenz nimmt sie noch sehr bewusst war und versucht immer wieder zu erklären, was in ihrem Kopf vorgeht. Sie sucht nach Bildern, um uns verständlich zu machen, dass es nicht ein "böser Wille" ist, dass sie nicht mehr alles behält, sondern dass das verändernde Gedächtnis daran schuld ist. Sie bemüht sich den Kontakt zu halten bis sie nur noch bedingt wahrnimmt was um sie herum geschieht.


…..im Alter von fast 91 Jahren 2010 verstirbt sie im Pflegeheim in Oldenburg.


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